Soll-Zustand

Was Sie selbst tun sollten und könnten, können Sie unter der Rubrik „Was Sie tun können“ nachlesen. Wenn Sie als Verbraucher Ihre Konsumgewohnheiten im Sinne der hier vorgestellten Möglichkeiten ändern würden, so könnten Sie damit den Sollzustand erheblich fördern. Den „Soll-Zustand“ zu erreichen liegt also auch in entscheidendem Maße an Ihnen, daneben an politischen Regelungen.

 

Aber was ist der Soll-Zustand?
Darauf gibt es keine konkrete Antwort. Grundsätzlich wäre der wirklich anzustrebende Soll-Zustand ein Verzicht aller Menschen auf tierische Produkte aller Art. Dies kann allerdings ohne Wenn und Aber als illusorisch bezeichnet werden, weil man mit Sicherheit nicht die gesamte Menschheit davon überzeugen kann, ganz und gar auf Tierprodukte zu verzichten.

Entsprechend kann jeder anzustrebende Soll-Zustand nur ein Kompromiss in Bezug auf dieses hehre Ziel sein. Fakt ist aber, dass es so nicht weitergehen kann und darf, wie es derzeit ist. Dies sollte Ihnen beim Studium dieser Seiten deutlich geworden sein.

Wir müssen wieder zurück. Die Devise sollte lauten:

 

„Bauernhöfe statt Agrarfabriken“

 

Der Weg kann nur sein: „Hin zur ökologischen, „bäuerlichen“, regionalbezogenen Landwirtschaft“.
Was darunter zu verstehen ist wird Ihnen ausführlich auf den folgend aufgeführten Seiten erläutert (bitte anklicken):

 

Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND)
PROVIEH
— Netzwerk: bauernhoefe-statt-agrarfabriken.de
Tierschutzbund

 

 

 

Um „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ zu erreichen muss es unbedingt eine Agrarreform geben, die Massentierhaltung „unattraktiv“ macht, sodass diese Schritt für Schritt abgeschafft wird. Die Agrarpolitik muss einen anderen Weg einschlagen.

 

Entscheidend für eine politische Richtungsänderung in Form einer Agrarreform wäre:

 

  1. der Abbau (oder zumindest die drastische Kürzung bzw. Umverteilung) von Agrarsubventionen, weil Massentierhaltung sowohl von der EU, als auch vom Bund und einigen Bundesländern über Subventionen gefördert wird und
  2. neben der Streichung (Kürzung bzw. Umverteilung) von Fördermitteln müsste auch ein Verbot des vorsorglichen Einsatzes von Medikamenten erlassen werden.
  3. für Massentierhaltung müssen klare und weitreichende Tierschutzstandards vorgeschrieben werden.

 

Alle 3 Punkte zusammen würden die (krankmachende) Haltung der Nutztiere in den Agrarfabriken „unattraktiv“ machen und damit zum schrittweisen Abbau der Massentierhaltung führen. Weiter sollten die bisher an die Massentierhalter gezahlten Subventionen den bäuerlichen Betrieben zufließen, die bereit sind eine „bäuerliche“ Landwirtschaft zu betreiben, in welcher klare Tierschutzstandards einzuhalten sind.

 

Es ist in der Landwirtschaft nicht anders als in der Debatte um die Atomkraft. „Modern“ ist sie nur so lange, wie Folgekosten, Subventionen, wissenschaftliche Vorleistungen und ihre Rolle als Quelle von Seuchen verschwiegen wird. Das Fleisch ist billig, weil der Steuerzahler die wirklichen Kosten zahlt. Wir brauchen eine neue gesellschaftliche Debatte über die Strukturen, in denen die Landwirtschaft in Zukunft betrieben werden soll.

 

An dieser Stelle kurz ein paar Beispiele zu den Agrarsubventionen:
Deutschland ist derzeit ein bevorzugter Standort der industriellen Tierwirtschaft. Diese Entwicklung wird von der Politik unterstützt und mit öffentlichen Geldern (Agrarsubventionen) gefördert. Z.B. hat die Europäische Union bisher diese Entwicklung mit jährlich 7 Milliarden Euro allein in Deutschland unterstützt und gefördert, europaweit mit 40 Milliarden Euro. Ein weiteres Beispiel: Auch das Land Niedersachsen förderte im Jahre 2008 diese fatale Entwicklung mit 51 Millionen Euro für Stallbauten. Noch ein Beispiel: Bei neuen Schweineställen in Sachsen decken Subventionen bis zu 60 Prozent der Kosten! Dabei profitieren vor allem Investoren aus der Futtermittel- und Fleischbranche von den großzügigen Subventionen, nicht jedoch der einzelne Landwirt.

Im Übrigen ist es auch nicht einzusehen, warum Massentierhaltung subventioniert wird. Tierfabriken schaffen nur wenige qualifizierte Arbeitsplätze. Die Drecksarbeit wird im Regelfall von „Jobnomaden“ geleistet.
Zu Agrarsubventionen lesen Sie bitte auch hier … und hier …  sowie hier …

 

Darüber hinaus besteht noch weiterer politischer Handlungsbedarf und zwar wie folgt:

 

  1. Das Tierschutzgesetz als auch die Nutztierhaltungsverordnung müssen hinsichtlich tierschutzrechtlicher Standards erheblich überarbeitet (verbessert) werden.
  2. Einführung einer Kennzeichnungspflicht für alle Waren mit tierischen Produkten, aus welche die Haltungsart der Tiere ersichtlich ist. Dadurch hätte der Verbraucher die Möglichkeit sich selbst gegen Produkte aus Qualhaltung zu entscheiden. Z.B. bei einer Kennzeichnung von Fleisch könnte der Verbraucher zwischen ökologischem, konventionellem und industriell erzeugtem Fleisch unterscheiden. Eine Kennzeichnung könnte analog der heute bereits existierenden Eierkennzeichnung (0, 1, 2, 3) erfolgen und liesse sich relativ schnell und ohne großen Aufwand umsetzen. Das Problem: die Politik scheint dies aus Lobbyismus nicht zu wollen.
  3. Förderung (z.B. durch Umverteilung der Agrarsubventionen) der „bäuerlichen“ Landwirtschaft unter Beachtung der Einhaltung entsprechender Tierschutzstandards, damit diese Landwirte zu den Massentierhaltungsbetrieben konkurrenzfähig werden und gleichzeitig eine tiergerechtere Haltungsform gefördert wird.
  4. Änderung des Baugesetzbuches, um der privilegierten Bewilligung von Tierfabriken im Aussenbereich entgegen zu wirken.

 

Zum vorstehenden Punkt 4 eine kurze Erläuterung:
Die Ausweitung der Massentierhaltung beruht auf die großzügige Auslegung des § 35 Absatz 1 Nummer 4 BauGB. In diesem wird die gewerbliche Massentierhaltung zu den Vorhaben gerechnet, die gerade im Außenbereich privilegiert zulässig sind. Diese Auslegung ist nach heutigen Stand der tatsächlichen Verhältnissen nicht mehr angemessen und es gilt klar zu stellen, dass industrielle Massentierhaltung nicht unter dem gesetzlichen Schutz des § 35 ausgebaut werden kann.
Massentierhaltung hat nichts mit „Bauernhöfen“ zu tun und darf im Außenbereich nicht genehmigungsfähig sein. Tierhaltung muss an die Fläche eines Bauernhofes gebunden sein. Massentierhaltungsställe sind eine erhebliche Belastung für Natur und Menschen und beeinträchtigten die Lebensqualität und Gesundheit der Anwohner und Nachbarn von solchen Anlagen.

 

 

 

 

Wenn man mal einige Jahrzehnte zurück geht, da gab es noch massenweise Wiesen, auf denen man Kühe grasen sah. Heute sind solche Bilder schon eher die Ausnahme. Es fällt heute schon ins Auge, dass viele Wiesen schon gar nicht mehr eingezäunt sind und damit für ein Weiden der Kühe nicht mehr zur Verfügung gestellt werden können. Achten Sie mal bewusst darauf, wie oft Sie noch eingezäunte Wiesen sehen …!

Dieses Problem liegt einfach daran, weil der damalige Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (BMELV 2005 – 2008) die Nutztierhaltung von der Agrarfläche weitestgehend entkoppelt hat. Bis dahin gab es zwar schon in einem gewissen Umfang eine Entkopplung des Tierbestandes von der Agrarfläche, dennoch musste immer noch eine gewisse Fläche pro Tiereinheit nachgewiesen werden. Die Situation war damals also so, dass jeder landwirtschaftliche Betrieb je nach Anzahl der gehaltenen Nutztierart eine entsprechende Fläche für die Haltung der Nutztiere nachweisen musste (eigene oder gepachtete Flächen). Dies war insofern gut, weil die Futtermittel für die Nutztiere auf den eigenen Flächen angebaut – und die Gülle als Dung ebenfalls auf diesen Flächen ausgebracht werden konnte.

Mit dieser weitestgehenden Entkopplung durch den Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer war der Massentierhaltung und Massenproduktion vollkommen Tür und Tor geöffnet. Seit dem müssen die meisten Nutztiere ihr Dasein in Ställen fristen, unter den bekannten Bedingungen.
Horst Seehofer und der deutsche Bauernverband haben in diesen Jahren mit Lobbyismus-Politik und dem Argument „Entbürokratisierung und Wettbewerbsfähigkeit“ dafür gesorgt, die Massenproduktion unter Subventionierung industrieller Massentierhaltungsanlagen gegen die Interessen einer bäuerlichen Landwirtschaft und einer artgerechten Tierhaltung durchzusetzen.
Dies war ein fataler Fehler, der uns heute teuer zu stehen kommt.

 

Wir müssen wieder dahin zurück, dass die Nutztierhaltung an eine Agrarfläche gekoppelt wird (Stichwort:  Flächenbindung). Dazu brauchen wir dringend eine Agrarreform, mit der die Agrarsubventionen von der industriellen auf die ökologische Landwirtschaft umgelenkt werden.


Weitere Informationen hierzu  hier  und  hier

 


Im folgenden einige Bilder von Rindern/Kühen aus unserer Region, die noch auf die Weide dürfen. Diese Bilder habe ich selbst aufgenommen. So sollte es nach Möglichkeit sein!

 

  

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Fotos von Bergkühen in Österreich

 

  

 

  

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