Welternährung

Zum Thema “Welternährung“ muss klar und deutlich gesagt werden, dass wir vorsichtig sein müssen der Agrarindustrie nicht „auf den Leim“ zu gehen. Diese propagiert mehr oder weniger die These, dass sie es richten könne, derzeit 7 Milliarden und später vielleicht (im Jahr 2050) 10 Milliarden Menschen ernähren zu können.
Es hört sich erst einmal gut an, wenn gesagt wird, dass derzeitige und künftig noch zu entwickelnde Verfahren einer industriellen Agrarproduktion dies sicherstellen könnten. Hier trügt aber der Schein.

Die Agrarindustrie produziert heute schon mit unbeschreiblichen Mengen an Düngemitteln (Kunstdünger) und Pestiziden. Gentechnik ist stark aber schleichend auf dem Vormarsch, man bekommt davon kaum etwas mit. Dabei weiss man immer noch nicht, ob dies für den Menschen schädlich ist. Das ist der Agrarindustrie aber scheinbar egal, denn sonst würde sie nicht auf Gentechnik setzen. Genauso egal ist es der Agrarindustrie wohl auch, dass unsere Böden die mehrfache Ernte im Jahr nicht mehr hergeben. Sie sind vollkommen ausgelaugt und haben keine Zeit mehr sich zu regenerieren.
Man muss hier klar und deutlich von einer “Übernutzung von Ressourcen“ sprechen! Und dies bei derzeit 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Das Szenario, welches bei 10 Milliarden Menschen sein wird kann sich jeder selbst ausmalen.

 

Und sehen wir es mal aus dem wirtschaftlichen Aspekt: Der Hunger in der Welt ist für die Agrarindustrie ein florierendes Geschäft mit Düngemitteln, Pestiziden und Gentechnik-Saatgut. Weniger als zehn Konzerne dominieren heute den Weltmarkt für Saatgut und Pestizide. Mittels der Patentierung von Pflanzen versuchen diese Unternehmen, ihren Einfluss auf die weltweite Nahrungsmittelproduktion auszudehnen (siehe hier).
Was uns die Agrarindustrie als Lösung präsentieren will, ist Produktionssteigerung, aber genau das ist keine Lösung und kann auch keine sein. Es ist eine Sackgasse, die auf die bereits genannte “Übernutzung von Ressourcen“ aufbaut, die so oder so endlich ist. Einem Boden, der ausgelaugt ist, aus dem kann man nichts mehr herausholen.
Das Problem ist der verschwenderische Umgang mit den vorhandenen Ressourcen, insbesondere Lebensmitteln und die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Dies wird zum Zusammenbruch des globalen Ernährungssystems führen! Es sei denn, wir steuern rechtzeitig um, denn:

 

Auch auf die Welternährung hat Massentierhaltung erhebliche Auswirkungen!


Weil Futtermittel aus den sogenannten „Dritt-Welt-Ländern“ preiswert zu haben sind und die Anbauflächen im eigenen Land nicht ausreichen werden grosse Mengen an Getreide von den reichen Industriestaaten aus diesen Ländern als Futtermittel importiert, um damit die Fleischproduktion hierzulande in Gang zu halten. In diesen Ländern haben sich viele Großkonzerne die Anbauflächen angeeignet, um dort im großen Stil Futtermittel zu produzieren. Die kleinen Bauern, die 
vorher diese Flächen bewirtschaftet haben wurden oftmals enteignet oder bekamen für ihr Land nur eine geringe Entschädigung und müssen nun auf diesen Flächen für einen kargen Lohn die Arbeit verrichten.
Das Ausmaß der Futtermittelproduktion ist gigantisch.
Wäre dies nicht in diesem Ausmaß der Fall, so hätten die „Dritt-Welt-Länder“ ihr Getreide selbst zur eigenen Verfügung.

Der Import der Futtermittel ist deshalb notwendig, weil für die Fleischproduktion sehr viel Getreide benötigt wird. Aus der nachstehenden Tabelle können Sie ablesen, wieviel kg Getreide für die Produktion eines einzigen kg Fleisch benötigt werden.

 

Fleisch und Welthunger:

Produkt Für ein kg des Produktes
werden … kg Getreide benötigt
Rindfleisch 9 kg
Schweinefleisch 6,5 kg
Geflügelfleisch 2,6 kg
Brot 1 kg

(Quelle: Bommert 2009, S.126, und Hirn 2009, S.163,
aus http://www.politikundunterricht.de/1_11/ernaehrungskrisen.pdf)

 

„Wir müssen in den kommenden 40 Jahren die gleiche Menge von Lebensmitteln herstellen wie in den letzten 8000 Jahren“, sagte Jason Clay von der Umweltorganisation WWF. Diese Erkenntnis beruht auf der einfachen Tatsache des stetigen Ansteigens der Weltbevölkerung. Dieses unterliegt seit etwa 1930 einer deutlich progressiven Steigerung (siehe nachstehende Grafik).

 


 (Quelle: http://news.orf.at/stories/2033334/2033327)

 

Daraus ergibt sich auch die folgende Prognose:
Im Jahr 2050 braucht die Weltbevölkerung die Ressourcen von 3 Erden !!! 

(Welt-Online-Autorin: Alexandra Stahl, 11.01.2012)

 

Ein Umsteuern ist unausweichlich, wenn in Zukunft zehn Milliarden Menschen auf der Welt satt werden sollen. Dies ist, wenn überhaupt, nur über eine drastische Reduzierung des Fleischkonsums zu erreichen.

Diese Erkenntnis hatte Albert Einstein (1879 – 1955) schon zu seiner Zeit und er drückte es so aus:
„Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung.“

Man könnte wesentlich mehr Menschen ernähren, wenn die Gesellschaft deutlich weniger Fleisch essen würde. Denn auch die Tiere müssen über längere Zeit mit Getreide und Pflanzen gefüttert werden, bevor sie geschlachtet werden. Etwa 75 Prozent aller Anbaupflanzen werden an die so genannten Nutztiere verfüttert. Auf 10.000 Quadratmetern Land kann man ungefähr 23.000 Kilo Gemüse wie zum Beispiel Kartoffeln anbauen. Doch mit der Ernte der gleichen Fläche könnte man entsprechend nur etwa 190 Kilogramm Fleisch herstellen.
Man sagt, dass alle Zuchttiere auf der Welt eine Futtermenge verbrauchen, die dem Kalorienbedarf von 8,7 Milliarden Menschen entspricht – also mehr als die derzeitige Weltbevölkerung. Von der Menge her könnte man demnach alle Menschen auf der Erde mühelos von den vorhandenen Nahrungsmitteln ernähren, wenn es keine solche Massenproduktion von Fleisch gäbe und die Menschen viel weniger Fleisch essen würden.

Derzeit wird rund 50% der Weltgetreideernte an Nutztiere verfüttert, während 1,5 Milliarden Menschen unter Hunger und Fehlernährung leiden und knapp 100 Millionen jedes Jahr am Hunger und seinen Folgen sterben. Etwa 90 % der europäischen Soja-Importe sind für die Tierhaltung bestimmt.

 

Die folgende Tabelle zeigt den jährlichen Flächenbedarf einer Person in Deutschland durch den Konsum von Fleisch – und im Vergleich zu ausgewählten pflanzlichen Produkten:

 

(Quelle: WWF)

 

Man kann buchstäblich sagen: Wie leben von der Armut der Anderen!!! 
Damit die Menschen hierzulande Fleisch essen können müssen anderswo Menschen hungern!

 

Und dennoch will sich niemand umorientieren müssen und so werden Forderungen in diese Richtung immer wieder mit „Bevormundung“ kommentiert. Selbst ein von den GRÜNEN vorgeschlagener „Veggie-Day“ in den Kantinen unseres Landes (was keine Forderung, sondern nur ein Vorschlag war) wurde auf unverschämte Weise verdreht und als Bevormundung angesehen. Dabei wäre es ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.
Ist dies nicht eine vollkommen egoistische Einstellung? Wie lange werden wir uns, die wir uns als zivilisierte Europäer bezeichnen, diesen Luxus noch leisten können? Wie lange wollen wir dieses Ungleichgewicht von arm und reich noch aufrecht halten, nur damit wir weiter Fleisch konsumieren können?
Und … liegt hier nicht auch eine der Ursachen für die Flüchtlingsströme aus den armen Ländern?

Viele wissen, dass etwa jeder sechste Mensch auf unserem Planeten an Unterernährung leidet oder sogar vom Hungertod bedroht ist, während in den reichen Ländern ebenso viele übergewichtige und fettleibige Menschen herumlaufen. Doch haben wir deshalb vielleicht Schuldgefühle oder beschämt uns dies sogar? Wir wissen hinreichend genug um die Zusammenhänge von Welthunger und Massentierhaltung, aber wir halten es nicht für nötig etwas zu ändern … vermutlich, weil wir nicht selbst direkt davon betroffen sind.

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